Dach überm Kopf

Im Rahmen einer Partnerschaft mit Holcim entwickelte die Norman Foster Foundation ein Hausmodell für Vertriebene, das grundlegende menschliche Bedürfnisse wie Sicherheit, Komfort und Wohlbefinden erfüllt. Foto: Holcim

Ein tonnengewölbtes, modulares System, soll als kostengünstige und energieneutrale Lösung, Wohnraum für Bedürftige schaffen. Entstanden ist dieser minimale Wohnbau in Zusammenarbeit mit dem Büro Norman Foster und dem Faserzement-Hersteller Holcim. Zu sehen bis 26. November auf der Architekturbiennale Venedig.

Weltweit wächst die Zahl der Vertriebenen. Aktuell sind es rund 103 Millionen Menschen, und es werden ständig mehr. In ausgangs als vorübergehend und notdürftig errichteten Siedlungen, leben Familien teils sogar über Jahrzehnte unter verheerenden Bedingungen.
Auch wenn es im Paragraph 11 des UN-Sozialpaktes, den zahlreiche Staaten längst ratifiziert haben, heißt: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines Jeden auf einen angemessenen Lebensstandard für sich und seine Familie an, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung und Unterbringung, sowie auf eine stetige Verbesserung der Lebensbedingungen.“  So steht eine Umsetzung doch nach wie vor in weiter Ferne. Diese Prämisse, Wohnen als ein zentrales Grundbedürfnis des Menschen zu sehen, und jedem Menschen das Recht auf angemessenen Wohnraum zuzuerkennen, steht am Beginn des Essential Homes Research Project, das in einer Partnerschaft zwischen der Norman Foster Foundation und Holcim entstand.

Mit Holcims ECOCycle® kommen im Sinne des Kreislaufprinzips recycelte Bau- und Abbruchmaterialien zum Einsatz, um die „Essential Homes“ besonders resistent gegen Witterungseinflüsse zu machen. Foto: Holcim

Ein sozial nachhaltiges …

Beständigkeit, Sicherheit, Würde und Wohlbefinden soll mit diesem Projekt, das in nachhaltiger Bauweise errichtet wird, vermittelt werden.
„Durch die Natur oder Menschen verursachte Katastrophen führen weltweit zu einem ständigen Exodus von Menschen. Auf der Biennale von Venedig zeigen wir unsere ‚Work-in-Progress‘-Idee, als Ergebnis einer mehrmonatigen intensiven Arbeit in Zusammenarbeit mit Holcim. Angesichts der Tatsache, dass Flüchtlinge bis zu 20 Jahre in so genannten temporären Unterkünften verbringen müssen, wäre ein Maßstab für den langfristigen Erfolg die Verlagerung von Flüchtlingslagern zu Gemeinschaften, von Unterkünften zu Häusern“, meint Norman Foster.

Führende Wissenschaftler und Studenten aus der ganzen Welt hatten an einem fünftägigen Bildungsprogramm teilgenommen und sich mit den Herausforderungen und möglichen Lösungen für die Bereitstellung von Notunterkünften für gefährdete Gemeinschaften befasst. Im Anschluss an diese Initiative hatte Holcim Norman Foster und sein Team eingeladen, diese Ideen weiter zu untersuchen. Gemeinsam entstand das „Essential Homes Research Project“.

Airium-Mineralschaum im Dach und Elevate-Platten im Fußboden sorgen für die entsprechende Isolierung, und damit für thermischen und akustischen Komfort sowie für Energieeffizienz. Foto: Holcim

und recycelbares Haus

Entstanden ist ein in mehrerer Hinsicht äußerst nachhaltiges Haus, das einen um 70 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als herkömmliche Gebäude aufweist. Seine Hülle besteht aus kohlenstoffarmen, rollbaren Betonplatten, die gleichzeitig für physische Sicherheit sorgen. Das Unternehmen Concrete Canvas setzte eine maßgeschneiderte kohlenstoffarme Zementmischung mit 20 Prozent weniger CO2 von Holcim ein. Ausserdem ist der verwendete rollbare Beton eine einfach zu installierende Lösung, die außerdem gegenüber Standardanwendungen bis zu 95 Prozent weniger Material verbraucht.

Airium-Mineralschaum im Dach und Elevate-Platten im Fußboden sorgen für die entsprechende Isolierung, und damit für thermischen und akustischen Komfort sowie für Energieeffizienz. Um den Sockel witterungsbeständiger zu machen, verwendete man die recycelten ECOCycle®-Bauabbruchmaterialien von Holcim. Die Elevate-Membran, auf der das Gebäude steht, verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit und auf einen Aushub kann verzichtet werden. Wege aus durchlässigem, kohlenstoffarmem ECOPact-Beton verbinden die Wohneinheiten miteinander. Dessen leuchtende Gesteinskörnungen, absorbieren tagsüber Licht, das sie nachts reflektieren. So werden Energieverbrauch und Lichtverschmutzung reduziert.
Im Sinne des kreislauffähigen Bauens ist das Haus zur Gänze recycelbar. Das Essential Home kann am Ende seiner Nutzungsdauer demontiert und seine verschiedenen Komponenten in neuen Gebäuden wiederverwendet oder für andere Zwecke recycelt werden.

Der CO2-Fussabdruck dieses äusserst nachhaltigen Gebäudekonzepts um 70 Prozent kleiner als bei herkömmlichen Bauten. Foto: Holcim

Modular designt

Das modulare Design passt sich an sich verändernde Bedürfnisse seiner Bewohner an. Durch das Aneinanderreihen der Häuser und deren geschwungener Form bilden sich offene Bereiche zwischen den Häusern aus, und es entsteht gemeinschaftlich nutzbarer öffentlicher Raum.
Der Wohnhaus-Prototyp des Forschungsprojekt „Essential Homes“ ist im Rahmen der Ausstellung „Time Space Existence“, die vom Europäischen Kulturzentrum während der Architekturbiennale 2023 in Venedig organisiert wird, in den Giardini della Marinaressa, Venedig zu sehen. Das Forschungsprojekt „Essential Homes“ möchte vor allem die Diskussion darüber anstoßen, wie nachhaltiges Bauen für alle möglich gemacht werden kann.

Ausstellung zum Projekthintergrund: Palazzo Mora, Venedig

Bis 26. November 2023

www.normanfosterfoundation.org/projects/

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