Barcelonas neuer Stern

Die Lichtplaner von Licht Kunst Licht entwickelten ein subtiles und dezentes Beleuchtungskonzept im behutsamen Umgang mit Antonio Gaudís Architektur. Fotos: Daniele Speranza/LKL Design Hub Barcelona S

Zwei Jahre brauchte der intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Architektenteam der Sagrada Família mit den Lichtplanern von Licht Kunst Licht in Deutschland und dem LKL Design Hub Barcelona, um dieses prächtige neue Wahrzeichen entstehen zu lassen. Ein gigantischer über die Skyline Barcelonas weithin strahlender Stern aus kunstvoll texturiertem Glas und mit einem Durchmesser von 7,5 Metern krönt den Marienturm der Sagrada Familia. Mit 138 Metern Höhe ist er der zweithöchste Turm der Basilika, die nach nunmehr 140 Jahren nach den Plänen von Antoni Gaudí Ende letzten Jahres fertiggestellt wurde. Der Turmschaft und der Stern, der der Jungfrau Maria gewidmet ist, erstrahlten seit Dezember 2021 in voller Pracht.

Die Architektur
2010 hatte  Papst Benedikt XVI die Sagrada Família in Barcelonas Stadtteil Eixample zur Basilika geweiht. Als ein Wahrzeichen der Stadt ist sie eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Spaniens, das vor Ausbruch der Corona-Pandemie jährlich von mehr als 4,5 Millionen Besucher besucht wurde. Nach der Fertigstellung Gaudís aussergewöhnlichem Bauwerk wird die Sagrada Família 18 Türme zählen. Jedes der architektonischen Elemente hat große symbolische Bedeutung, die in Verbindung zu seiner sakralen Gesamtheit steht. Ausserdem kommt jedem Turm eine eigene Symbolik und Hierarchie zu, die sich jeweils durch unterschiedliche Höhen widerspiegelt.So wird etwa der Marienturm über der Apsis nach seiner Fertigstellung mit 138 Metern Höhe nach dem Jesus-Turm mit 171 Metern der zweithöchste Turm sein. Die sie maximale Höhe orientiert sich am nahen Berg Montjuic, dessen Gipfel die die Sagrada Família aus Gründen des Respekts vor der Natur als Gottes Werk nicht übersteigen sollte.

Die Lichtplaner von LKL begaben sich auf Spurensuche nach Gaudís architektonischen Absichten, um eine ganzheitliche, dem Bau angemessene Beleuchtungslösung zu entwickeln.


Der Marienturm mit seinen 800 Fenstern wird von einer dreiteiligen Spitze (Krone, Schaft und Stern) gekrönt. Eine sechs Meter hohe Steinkrone mit 12 Zacken, die jeweils mit einem schmiedeeisernen Stern gekrönt sind, umfasst die Basis der Turmspitze.
Der 18 Meter hohe Schaft ist jenes Zwischenelement, das aus der Krone entspringt und letztlich mittels drei Stützen den Stern trägt. Er ist mit Mosaik aus Bruchfliesen in Weiß- und Blautönen und Goldenen Partikeln bedeckt, die an den Mantel der Jungfrau Maria erinnern sollen, und weist dreieckige sowie rautenförmige Öffnungen auf. Das abschließende, alles krönende Element des Turms ist aber der Stern mit 7,5 Metern Höhe. Die Metallstruktur ist von kunstvoll strukturiertem und eigens für den Stern gefertigtem Glas umschlossen.

Auf den Spuren Gaudís 
Die wichtigste Aufgabe und Herausforderung zu Beginn lag darin, die Architektur der Basilika in ihrer Gesamtheit kennenzulernen. Die Lichtplaner begaben sich auf Spurensuche nach Gaudís architektonischen Absichten, um eine ganzheitliche, dem Bau angemessene Beleuchtungslösung zu entwickeln. Das Konzept der Beleuchtung ist eng mit den Idee Gaudís verwoben: „(…) Sein krönender Stern muss in der Nacht ein leuchtendes Element sein und tagsüber ein intransparentes, architektonisches Element, um ihn nicht zu entmaterialisieren. Die Leuchtkraft des Sterns darf nicht zu stark sein, sondern eher sanft, um die architektonische Entmaterialisierung des Sterns zu vermeiden (…)“.Die Lichtplaner von Licht Kunst Licht haben sich bemüht, diesen Prämissen zu folgen und entwickelten ein subtiles und dezentes Beleuchtungskonzept, das die faszinierende Architektur Antonio Gaudís so behutsam wie möglich ergänzt.

In Szene gesetzt
Drei Komponenten – die Innenbeleuchtung des Turms, die Beleuchtung von Krone und Schaft sowie jene des Sterns selbst – bestimmen nun das Beleuchtungskonzept für den Turm als ausgewogenes Gesamtbild.
Ein großes zentrales Hyperboloid im Turminneren, filtert tagsüber das in Richtung des Altarraums durch die Fenster einfallende Sonnenlicht. Nachts wird die innere Hülle des Turms aus der Spitze dieses Hyperboloids heraus beleuchtet. Drei Leuchtengruppen mit unterschiedlichen Optiken sorgen dabei für eine weiche und gleichmäßige Ausleuchtung der Wände. Das reflektierte, warmweiße Licht mit einer Farbtemperatur von 3.000 K erhellt indirekt den Innenraum und strahlt sanft durch die Fenster des Turms nach außen.
Am unteren Teil der Turmspitze wird die Form der Krone durch die Beleuchtung des Schafts, der den Stern trägt, akzentuiert. Die 12 Zacken der Krone heben sich vor dem beleuchteten Schafthintergrund als Silhouette hervor. Mit 12 kleinen, engstrahlenden Strahlern, die auf die Fassade gerichtet sind, wird hier Schaft von unten nach oben sanft ausgeleuchtet. Ein sanfter Verlauf von hellem zu gedimmtem Licht macht den Stern zum Zentrum der architektonischen Komposition.

Von innen unterstreicht eine weitere Beleuchtung die Fernwirkung des Sterns. Einzig der Marienturm wird mit einem Leuchtkörper gekrönt, ein Verweis auf den Morgenstern als Symbol der Jungfrau Maria.
Am Tag beleuchtet das Sonnenlicht den Stern, nachts strahlt es von innen heraus und wird so zu einem eindrücklichen visuellen Bezugspunkt am Himmel über Barcelona.

Von innen unterstreicht eine weitere Beleuchtung die Fernwirkung des Sterns. Einzig der Marienturm wird mit einem Leuchtkörper gekrönt, ein Verweis auf den Morgenstern als Symbol der Jungfrau Maria. Im Sterninneren sind 12 eigens für dieses Projekt entwickelte energieeffiziente LED-Projektoren, auf jede Spitze des Sterns ausgerichtet. Zur Optimierung der Lichtverteilung auf der Pyramidenoberfläche sind die Projektoren mit je drei Arten von Optiken bestückt.
Für die Beleuchtung des Sterns unter Betonung seiner Glasstruktur wählte man eine Farbtemperatur von 4.000 K und schafft damit einen angemessenen Kontrast zum wärmeren Farbton der Fassadenbeleuchtung. Die exponierte Lage des Leuchtkörpers bedeutet eine große technische Herausforderung, da die Leuchten auch unter den hohen sommerlichen Temperaturen im Innern der Stahl- und Glasstruktur zuverlässig funktionieren müssen.
Alle Leuchten werden über ein DALI-System gesteuert, das ein Höchstmaß an Flexibilität bei der Dimmung und Szenenprogrammierung sichert. So ist es möglich, den Turm und sein Terminal durch die Beleuchtung als herausragende Elemente hervorzuheben und in Zukunft in das beleuchtete Ensemble der Basilika zu integrieren.
Am Tag beleuchtet das Sonnenlicht den Stern, nachts strahlt es von innen heraus und wird so zu einem eindrücklichen visuellen Bezugspunkt am Himmel über Barcelona. Das gesamte LKL-Team sieht es als große Ehre, an diesem symbolträchtigen und ikonischen Projekt mitgewirkt zu haben und die Antonio Gaudís Ideen mittels Licht Realität werden zu lassen. Und die Zusammenarbeit wird sogar fortgesetzt werden, denn LKL sollen den Bau der Sagrada Família auch künftig begleiten.

Zum Projekt:
Projekt: Innen- und Außenbeleuchtung des Marienturms der Sagrada Família in Barcelona, Spanien
Bauherr: Junta Constructora del Temple Expiatori de la Sagrada Família Foundation
Architekten: Antoni Gaudí, Junta Constructora del Templo Expiatorio de la Sagrada Família
Projektsteuerung: Junta Constructora del Templo Expiatorio de la Sagrada Família
Lichtplanung: LKL Design Hub Barcelona SL, www.lichtkunstlicht.com
Projektleitung: Naiara Caballero, Martina Weiss, Alejandra Kuri 
Projektteam: Stephan Thiele, Till Armbrüster 
Elektroplanung: PGI Engineering, Barcelona

Eingesetzte Leuchten:
Beleuchtung Schaft: WE-EF LEUCHTEN; Typ: FLC210 – 139-2395 Custom
Beleuchtung Stern: WE-EF LEUCHTEN; Typ: FLC230-TW Custom 
Lichtsteuerung: Lutron

Fertigstellung: Dezember 2021

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