Es geht uns alle an

Am 25. April wurden die Gewinner:innen des ersten Architecture Student Award for Healthcare Architecture präsentiert. Foto: Architects Collective / Peter Steinermayr

Für das Wiener Architekturbüro Architects Collective (AC) sind die planerischen Herausforderungen rund um die Themen Gesundheit und Alter schon lange wichtige Anliegen. Dem Engagement des Wiener Architekturbüros in Kooperation mit der TU Wien ist die lobenswerte Initiative eines Studierendenwettbewerbs zum Thema Gesundheitsarchitektur zu verdanken. Die Gewinner der ersten Ausgabe wurden kürzlich ermittelt.

Am 25. April wurden die Gewinner:innen des Architecture Student Award for Healthcare Architecture, ausgelobte vom Wiener Architekturbüros Architects Collective (AC)  in Kooperation mit der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien, präsentiert.  

Die Idee

Heute sind 436.366 Österreicher:innen 80 Jahre alt oder älter. In zehn Jahren werden diese Altersschwelle mehr als 600.000 Menschen erreichen. Der Bevölkerungsanteil der Senioren steigt kontinuierlich. 2100 werden laut Prognose voraussichtlich 52,1 Prozent zwischen 20 und 64 Jahre und 29,1 Prozent 65 Jahre und älter sein. (de.statista.com) Bereits heute sind mehr als fünf Prozent aller Menschen in Österreich pflegebedürftig – Tendenz steigend. Grund genug sich auch mit dem architektonischen Umfeld, das diese demografischen verändern wird, bereits während des Studiums auseinanderzusetzen.

Das Thema

Wie planen wir in Zukunft die Lebensräume von Menschen mit Pflegebedürfnissen? In Anbetracht zunehmender Überalterung westlicher Gesellschaften und dem stark wachsenden Pflegebedarf war von den teilnehmenden Studierenden europäischer deutschsprachiger Universitäten herauszuarbeiten, „wie wir als Gesellschaft die Planung menschenwürdiger, ethischer, gesundheitsfördernder und leistbarer Lebensräume für pflegebedürftige Menschen in Zukunft sicherstellen wollen“, so Andreas Frauscher von AC. Der Preis soll dazu anregen, soziale Herausforderungen ernst zu nehmen und interdisziplinäre Lösungsvorschläge zu suchen.

Zu erbringen waren ein architektonisches und planerisches Konzept für Räume zur Nutzung durch pflegebedürftige Menschen. Studierende waren eingeladen, Healthcare Architecture als spannendes und gesellschaftlich brisantes Planungsfeld zu entdecken. Mutige, innovative, unkonventionelle und interdisziplinäre Entwürfe waren dabei ausdrücklich erwünscht.
Besonders die systemische Herangehensweise mancher Teilnehmer hatte Universitätsprofessor vom Institut Gebäudelehre an der TU Wien und Kooperationspartner der Auslobung Christian Kühn gefreut: „Das Ergebnis sieht dann in manchen Fällen gar nicht nach Healthcare Architecture aus, sondern vielleicht nach einem Gemeindezentrum mit einem Schwerpunkt Urban Gardening. Solche Ansätze lassen sich leicht in Richtung Prävention weiterentwickeln. Und es ist zu hoffen, dass die Zukunft der Healthcare Architecture von solchen typologischen Innovationen geprägt sein wird.“
Norbert Trolf, der Studiendekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung und somit auch Gastgeber der Preisverleihung betonte die Wichtigkeit der Sensibilisierung von Universitäten und Studierenden für das Thema: „Als wir gefragt wurden, ob wir das Büro Architects Collective bei der Gestaltung dieses Preises unterstützen wollen, haben wir nicht lange gezögert, da das Thema Gesundheitsarchitektur schon seit längerem ganz oben auf unserer Agenda steht, zwar weniger in der Lehre, sondern in der Forschung.“

Connected, Dach für Jung und Alt ist einer der beiden 2. Preise: Marc Handel-Mazetti, Caroline Holzer und Klaus Pernsteiner der FH Campus Wien Foto: Marc Handel-Mazetti, Caroline Holzer und Klaus Pernsteiner

Die Gewinner:innen

Aus 19 Einreichungen gingen 5 Preisträger:innen aus Universitäten in Österreich und Deutschland hervor. Die Jury hob die überraschende Vielfalt der Entwürfe ebenso hervor wie die Bandbreite und Qualität der Konzeption, des städtebaulichen und raumplanerischen Ansatzes und der jeweiligen Ausführung. Beurteilt wurde nach den festgelegten Kriterien zu denen das architektonische und städtebauliche Konzept, der Autonomiegrad der Nutzer:innen, der Innovationsgrad sowie die Transformation von gebäude- und Quartiersstrukturen ebenso gehörten wie Aspekte der Ökologie. Als eine Art Bonuspunkt wurde Interdisziplinarität und Innovationskraft bzw. Systemgrenzen sprengende Ansätze bewertet.
Die Jury entscheid einstimmig anstelle eines Siegers zwei zweite Preise, einen dritten Platz, einen Anerkennungspreis und einen Sonderpreis zu vergeben.

Connected, Dach für Jung und Alt ist einer der 2. Preise: Marc Handel-Mazetti, Caroline Holzer und Klaus Pernsteiner der FH Campus Wien überzeugten mit ihrem sehr detailliert ausgearbeiteten Entwurf, gut überlegter Funktionalität und Orientierbarkeit, wobei vor allem die guten Verbindungen zwischen Innen- und Außenraum und die qualitätvollen Orte mit hoher Aufenthaltsqualität angemerkt wurden.

Der zweite 2. Platz wurde an dernEntwurf Curare+Construere – Typ-König von Monja Kulla, Hannah Watzke und Sophia Weber von der TU Darmstadt vegeben. Foto: Monja Kulla, Hannah Watzke und Sophia Weber

Auf dem weiteren zweiten 2. Platz landete der Entwurf Curare+Construere – Typ-König von Monja Kulla, Hannah Watzke und Sophia Weber von der TU Darmstadt. In der Auseinandersetzung mit dem Bestandsbau eines denkmalgeschützten Kurbades erfolgt schlüssig ein städtebauliches Andocken und Verzahnen. Der Entwurf konzentriert sich auf den konzeptionellen Aspekt und erzählt eine Geschichte.

Platz 3 ging an Halcyon Care Center für Diagnose, Behandlung und stationären Aufenthalt für ME/CFS und Long Covid Patient:innen von Jana Complova und Klara Seligova der TU Wien, ein Entwurf, der ein gesellschaftliches Zeichen für diese in der öffentlichen Wahrnehmung eher marginalisierten Patient:innen setzt.

Platz 3 wurde dem Projekt Halcyon Care Center für Diagnose, Behandlung und stationären Aufenthalt für ME/CFS und Long Covid Patient:innen von Jana Complova und Klara Seligova der TU Wien zuerkannt. Foto: Jana Complova und Klara Seligova

Healthcare Generationszentrum am Süsterplatz von Lorena Meermeier der FH Dortmund gewann den Anerkennungspreis für den interessanten Nutzungs-Mix eines Gesundheitszentrums mit Café, Shop und Straßenzugang und entsprechender Vernetzung mit der Bielefelder Altstadt.

Darius Ludwig-Dinkel, Anna Elisa Panzer und Philip Helio Spieß der Bauhaus-Universität Weimar wurde für ihr Projekt Perma-Kult – Jung & Alt zusammen(-)wachsen der Sonderpreisreis zuerkannt. Ihr innovativer Ansatz, keinen Pflegeort abzubilden, sondern vielmehr eine Struktur als Pflegeort, der Ernährungs-, Gesundheits- und Gemeinschaftsförderung als Baustein für eine mögliche Gesundung sieht.

Mit dem Preis möchte man junge Talente dafür interessieren, sich vermehr gesellschaftlichen Herausforderungen mittels den Disziplinen Architektur, Raumplanung, Städtebau und Landschaftsarchitektur auseinanderzusetzen und als brisantes Thema zu begreifen. Healthcare als spannendes Feld und dessen Bedeutung für unsere Gesellschaft zu entdecken ist das Ziel dieser Ausschreibung, für die jedenfalls eine Fortsetzung geplant ist.

Initiator:in des Preises ist das 2006 von Richard Klinger, Andreas Frauscher und Kurt Sattler gegründete Wiener Büro Architects Collective, mit dreißig Jahren Expertise auf dem Gebiet der Architektur von Gesundheitsbauten.

www.ac.co.at

Näheres zu den eingereichten und weiteren prämierten Projekten unter www.award24.ac.ao.at

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