Die exklusive Zusammenarbeit zwischen La Gacilly und Baden begann 2018. Um ein Jahr zeitversetzt findet seither das Fotofestival im Sommer jeweils erst in La Gacilly statt, im Sommer darauf in Baden. Die 2024 in Frankreich gezeigten Fotos, zeigt Baden somit nun bei freiem Eintritt bis 12. Oktober.
Ausschließlich im Freien erschließt sich das Festival über eine Strecke von insgesamt 7 Kilometer, die sich auf eine sogenannte „Garten“- und eine „Stadt“-Route aufteilen. Zu entdecken sind 1.500 zum Teil überdimensionierte, im öffentlichen Raum platzierte Fotografien. Gestartet wird beim Besucherzentrum am Brusatttiplatz.
Zum Festival
Der Ausgangspunkt ist eigentlich Yves Rocher, der Gründer der gleichnamigen Naturkosmetikmarke, die noch heute ihren Sitz in der Nähe des Dorfes La Gacilly hat. Einer von Yve‘s Söhnen, Jacques Rocher, heute Bürgermeister seines Geburtsortes La Gacilly, rief 2004 ein Fotofestival zum Thema Mensch und Umwelt ins Leben – und traf damit wohl den Nerv der Zeit.
Dem freundschafltichen Verhältnis von von Jacques Rocher und Lois Lammerhuber, einem der wichtigsten zeitgenössischen Fotografen Österreichs ist der Kontakt zwischen Baden und La Gacilly zu verdanken. Lammerhuber schuf weit über 1.000 Reportagen, einige davon für die Zeitschrift GEO sowie 79 Bücher und hunderte Magazincover. 2009 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Silvia den mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Fotobuchverlag Verlag Edition Lammerhuber.
Seit seiner Gründung sieht es das Festival La Gacilly-Baden Photo als seine Verpflichtung, die Natur immer wieder in den Mittelpunkt seiner Ausstellungen zu stellen. So haben die jeweiligen fotografischen Erzählungen die Schönheit unseres Planeten Erde ebenso im Fokus wie dessen Umweltprobleme.

Bereits zum achten Mal laden die Bilder von etwa 30 Ausstellungen in den Parks, Gärten und Altstadt von Baden vier Monate lang zum Verweilen ein und das von 0-24 Uhr. Australien und die neue Welt stehen beim diesjährigen Festival im Mittelpunkt. Die australischen Fotograf:innen werden zu Botschafter:innen der Schönheit dieses einzigartigen Kontinents. Ihre Werke erforschen die Themen Identität und Umwelt und bewegen sich zwischen Drama, schwarzem Humor, Fiktion und Realität: Matthew Abbot, Narelle Autio, Tamara Dean, Adam Ferguson, Bobby Lockyer, Trent Parke, Anne Zahalka sowie Viviane Dalles und Agence France-Presse.

Die angesprochenen Themen sind ebenso zahlreich wie die Handschrift jeder einzelner Fotokünstler:in, die manchmal die offensichtlichen Probleme durchaus poetisch stets mit großer Kreativität beleuchten. So werden etwa Fotografien zu Zeugnissen apokalyptisch anmutender, extremer Wetterphänomene, befassen sich mit der Frage, ob die Welt auch 10 Milliarden Menschen wird ernähren können, ebenso wie mit dem Thema Lebensmittel-Verschwendung, mit den Folgen des Bergbaus in den Andenstaaten oder Vulkanvölkern in Papua-Neuguinea. Die heiligen Wälder Benins, wo Voodoo-Götter als wahre Hüter der Biodiversität gelten, sind ebenso zu sehen wie die bretonische Heide.
Etwa fordert das bilaterale Fotoprojekt „Der Geist des Sports“Schulen des Morbihanund Niederösterreichs auf, die Gültigkeit des olympischen Mottos „Schneller, höher, stärker“ in unserer Zeit fotografisch zu hinterfragen.

An Tagen wie diesen
Besonders sehenswert ist die Ausstellung, die einem der ganz großen deutschen Reportage-Fotografen Hans-Jürgen Burkard (geb.1952) gewidmet ist. Für seine Arbeit „An Tagen wie diesen“ hat er eine musikalisch-fotografische Reise durch sein Heimatland unternommen, bei der ein Deutschland-Bild ganz spezieller Kraft entstanden ist.
Auf jedem der Fotos lassen sich Facetten entdecken, die nicht immer als typisch deutsch gelten, aber trotzdem für dieses Land stehen.
Hans-Jürgen Burkard
Nach 35 Jahren zuerst für GEO, ab 1989 für den stern überwiegend im Ausland, vor allem in den Ländern der früheren Sowjetunion unterwegs, unternahm Hans-Jürgen Burkard für sein Fotoprojekt zum Bildband „An Tagen wie diesen“ eine doch etwas außergewöhnliche Deutschland-Reise: deutsche Liedertexte, die er mit sich führte, bildeten dabei die thematische Vorlage und Assoziationsstoff für ein fotografisches Porträt deutscher Zustände und Befindlichkeiten, quer durch seine Heimat. Von der Popmusik inspiriert suchte Burkard nach zu ihr passenden Stimmungen und Situationen. Die fand er etwa an der Nordseeküste von Dithmarschen mit gestrandeten Walen oder am von Alpendohlen umflogenen Gipfel der Zugspitze. Momente, die Stimmungen einfangen, Situationen dokumentieren, und einen Blick auf eine fremd und zugleich vertraut empfundene Welt vermitteln.

Wie Liedermacher und Texter Erzählungen aufbauen, selektiert und fotografiert Burkard seine Motive und assoziiert sie mit den Songtexten. Er nennt das ,,ordnend ins Geschehen eingreifen“. Er fährt mit dem Auto durch Deutschland, hört Musik und Bilder und sieht Songtitel –Zufälligkeiten ergeben durch Burkards Kombinationen plötzlich Sinn. Sie bilden nichts ab, sie schaffen etwas Neues: Ein Dazwischen, was in der Zwiesprache von Text und Bild entsteht. Als Reporter sucht er nach Wahrheit, als Fotograf weiß er, dass es sie nicht gibt.

In Burkards Fotos lässt sich ablesen, was die deutsche Popmusik über das Land so verrät. Hans-Jürgen Burkard hat Liedtexte wie Mädchen von Kreuzberg von Prinz Pi, Rotlichtmilieu von Haftbefehl, Eppendorf von Samy Deluxe oder Hinterland von Casper in große Bilder übersetzt: frei, schräg, verstörend, fröhlich, rätselhaft – und in jedem Fall bildgewaltig – und sehenswert. Alle Details zu den weiteren zahlreichen Höhepunkten des Festivals La Gacilly Baden, zu den teilnehmenden Fotokünsterl:innen, zahlreichen Ausstellungen und begleitenden Veranstaltungen sind auf der Homepage des Festivals aufgelistet.
Begleitend zum Festival erscheint in der Edition Lammerhuber der Festivalkatalog „Australien & die Neue Welt“.






