Westbahnpark, jetzt?

Seit 5 Jahren kämpft die Aktionsgruppe Westbahnpark gemeinsam mit den Bewohner:innen des 15. Bezirks und Anrainer:innen das Westbahnareal unverbaut zu belassen und darauf eine großflächige Parkanlage zu schaffen. Foto: Benedikt Safer

Seit nunmehr 5 Jahren kämpft die Aktionsgruppe Westbahnpark gemeinsam mit den Bewohner:innen des 15. Bezirks und Anrainer:innen das Westbahnareal unverbaut zu belassen und darauf eine großflächige Parkanlage zu schaffen. Kommenden Freitag wird nun Stadträtin Ulli Sima das von der Stadt Wien ausgearbeitete Stadtteilentwicklungskonzept der Presse vorzustellen. Die Vertreter der Initiative Westbahnpark sind dazu nicht eingeladen.

von Christine Müller

Das Ergebnis einer von der Aktionsgruppe Westbahnpark ins Leben gerufenen Petition ist eindeutig: 10.755 Unterzeichnende sprechen sich für den unverbauten Erhalt der Fläche und dessen Umgestaltung zu einem weitläufigen Park aus. Präsentiert wurde diese beeindruckende Zahl in einer Pressekonferenz am 18. Jänner 2024 – und sie steigen stetig weiter.

100% jener Bürgerinnen und Bürger, die im Rahmen unterschiedlicher Anlässe abgestimmt haben, wollen also einen unverbauten Westbahnpark und sprechen sich gegen eine weitere Verbauung oder oberflächliche Behübschungsmaßnahmen aus. Nachvollziehbar wird dies auch in den zahlreichen die Unterschriftenliste der Petition ergänzenden Kommentaren und geht aus Berichten verschiedener Gespräche und Gremien hervor. Unterschriftenliste und Petition werden die Aktivisten des Westbahnparks nunmehr an die Stadt Wien übergeben, um dem Wunsche der Bevölkerung noch mehr Sichtbarkeit zu verleihen.

Eine historische Chance …

„Ob Nordbahnhof, Nordwestbahnhof, das Sonnwendviertel oder das „Neue Landgut“ in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof: Die Stadt Wien nutzt seit vielen Jahren ehemalige Bahnhofsareale und entwickelt gemeinsam mit den ÖBB moderne und klimafitte Stadtviertel mit großen Grün- und Freiflächen wie beispielsweise dem Helmut-Zilk-Park am Hauptbahnhof oder der Freien Mitte am Nordbahnhof“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Wien anlässlich des im November 2023 gestarteten Beteiligungsprozess zur Erarbeitung eines Stadtentwicklungskonzeptes zur zukünftigen Gestaltung des Westbahnareals.

„Dank der Nachnutzung von brachliegenden Flächen, der sogenannten „brownfields“, wird kein zusätzlicher Boden versiegelt, im Gegenteil, Flächen werden entsiegelt und neuer Grün- und Freiraum kann entstehen. Nicht mehr genutzte Bahnhofs- und Industrieareale sind eine riesige Chance in der Stadtentwicklung, vor allem auch für die Schaffung von großen Grün- und Freiräumen“, unterstrich Planungsstadträtin Ulli Sima die Philosophie der Stadt zu diesem Anlass.

Und die Planungsstadträtin betont außerdem die zukünftigen gestalterischen Intentionen: „Mein Schwerpunkt liegt ganz klar auf neuen, großräumigen Grünräumen im so dicht bebauten Gebiet. Denn der 15. Bezirk hat im Gebiet rund um den Westbahnhof nur wenige Grünanlagen, wie etwa den Auer-Welsbach-Park oder den Reithofferpark. Wir wollen daher im Rahmen der Stadtentwicklung die historische Chance nun nützen, hier einen neuen, großen und einzigartigen Grünraum im Westen Wiens zu gestalten und damit das gesamte Gebiet entschieden attraktiveren “, sagt sie.

Man hob hervor, dass es sich bei dem freiwerdenden, rund 6 Hektar großen Bereich im großen Ausmaß um versiegelte Lagerflächen entlang der Felberstraße handle und damit um eines der letzten großen innerstädtischen „brownfields“, wie die Vertreter der Stadt hervorheben.

In einem Beteiligungs- und Planungsprozess der Stadt Wien sollten die von den ÖBB nicht mehr benötigten Lagerflächen in den zukünftigen Planungen mit den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger:innen in Einklang gebracht werden. Anlässlich der damaligen Pressekonferenz merkte Stadträtin Sima an, dass sich vor allem in dicht bebauten Gegenden wie um den Westbahnhof neue Entwicklungen und auch neue Perspektiven und Attraktivierungen für die Bezirksbewohner:innen eröffnen würden.

… auch für die Entstehung von Wohnbau

Die Gruneigentümerin ÖBB ließ bereits damals in ihrem Statement keinen Zweifel daran, dass es bei der Entwicklung dieses Areals auch um die Entstehung von Wohnbau gehen würde. Hört man genau hin, so ist es klar, dass die Schaffung von Wohnraum dabei an erster Stelle steht. So merkte Silvia Angelo, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG, unmißverständlich an: „Die ÖBB verfügen über einige spannende Liegenschaftsentwicklungsprojekte in Wien, die wesentlich zur Attraktivierung der Stadt beitragen. Als eines der größten Klimaschutzunternehmen in Österreich ist es uns wichtig, bei allen Stadtentwicklungsgebieten großzügigen Grünraum zur Verfügung zu stellen. (…) Im Zuge unserer Stadtteilentwicklung entlang der Felberstraße, die den langfristigen Bedürfnissen und Erfordernissen der Stadt gerecht werden soll, ist neben einer gemischten Bebauung ebenfalls die Errichtung attraktiver Grünflächen vorgesehen. Wir (…) sehen den Bürger:innenbeteiligungsprozess dabei als große Chance und Impulsgeber für die weiteren Planungen“.

Die Präsentation

Die Ergebnisse dieses Beteiligungsprozesses, an dem Bewohner:innen der Bezirke 6., 7., 14. und 15. Bezirk mitwirkten, sollten in ein Stadtteilentwicklungskonzept (SEK) für das Gebiet rund um den Westbahnhof einfließen. Mit dem Ziel unter Betrachtung der besonderen Erfordernisse dieses Stadtteils, die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine künftige Entwicklungen festzulegen, eine Entwicklung die, wie in den Unterlagen zum Projekt Mitte 15 angemerkt, „die bestehende Lebensqualität sichern und weiter verbessern solle“.

Für die Erarbeitung des Stadtteilentwicklungskonzepts (SEK) war etwa 1 Jahr angedacht, und eine Fertigstellung ab Sommer 2023 erwartet. Nun soll in einer unerwartet rasch für kommenden Freitag anberaumten Pressekonferenz der Planungsstadträtin Ulli Sima, das Ergebnis präsentiert werden. Darauf, auch Vertreter der Aktionsgruppe Westbahnpark zur Präsentation einzuladen, wurde leider vergessen. Die Spannung steigt.

www.westbahnpark.at

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